Rothenberg im Rückspiegel

Bilder und Geschichte(n)

Historische Bilder zeigen nur einen Teil der Wahrheit und verleiten zu dem Reflex: Früher war alles besser, schöner, idyllischer usw. Nostalgie halt.

 

Unsere Bilderauswahl speist sich hauptsächlich aus dem 20. Jahrhundert. 

In Kürze: Monarchistischer Obrigkeitsstaat, 1. Weltkrieg, Seuchen wie Typhus, Cholera und spanische Grippe, Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, Währungsreform, Naziregime, Verfolgung, Terror, 2. Weltkrieg, Flucht, Vertreibung, Teilung Deutschlands, Währungsreform … .

Die Aufzählung lässt sich ergänzen und fortsetzen. Beim Betrachten der Bilder bitte auch bedenken: Armut, prekäre Wohn- und Arbeitsverhältnisse waren schon mangels Kamera nicht fotogen. Harte Arbeit wurde selten fotografiert. Auf dem Acker oder im Steinbruch hatte keiner eine Kamera dabei. Fotos, die Lebens- und Arbeitswelt zeigen, haben einen besonderen dokumentarischen Wert.

 

Normalerweise tragen fotografierte Personen Sonntagskleidung, die Szenen sind  gestellt, der Fotograf war angereist oder wurde in Eberbach besucht.

 

Postkarten machen Werbung, laden ein zum Urlaub im Höhenluftkurort, zeigen die Idylle. Bilder von Festen signalisieren Heiterkeit.

 

Was zeigen diese Bilder?

Genaues Hinsehen lohnt sich.

Aus dem Blättel

40.

1349 wird Rothenberg erstmals urkundlich genannt, 1360 die Existenz eines Pfarrers schriftlich bezeugt. Über die Baugeschichte der Rothenberger Wehrkirche und des befestigten Friedhofs ist so wenig bekannt wie über die Gründung des Dorfes. Mit Sicherheit sind Dorf, Kirche und Friedhof älter als die Urkunden. Der Altarraum im Turm der Kirche war durch ein gotisches Spitzbogengewölbe geschlossen, mit einem Spitzbogenfenster versehen und passt demnach in die Zeit des ersten beurkundeten Lehensträgers Engelhard von Hirschhorn (nachgewiesen 1336 – 1361). Das Kirchenschiff ist auf den Zeichnungen (Rückspiegel 38 u.39) im Stile der Renaissance gestaltet. Ob im 16. Jahrhundert neu gebaut oder nur umgebaut wurde, ist nicht überliefert. Im Garten des Pfarrhauses wurde 1999 das alte, schmiedeeiserne Turmkreuz entdeckt; es ziert mittlerweile den Vorplatz der „neuen“ Kirche.

Das Uhrwerk im Turm stammte angeblich vom Eberbacher Uhrmacher Franz Jakob Braun (1735 – 1813). Der Meister war für seine qualitätvollen Turm- und Standuhren bekannt. Eine seiner Standuhren befand sich bis vor wenigen Jahren in der Gaststube des Rothenberger „Adler“.

 

39.

Zeichnung von Hansulrich Schüppel 1978. Mit freundlicher Genehmigung der Familie Schüppel.

Am 12. März 1882 fand der letzte Gottesdienst in der Wehrkirche statt. Die Bausubstanz der Kirche war auf Abbruch an Rothenberger Handwerker versteigert worden. Steine und Holz fanden - gegen Bezahlung - private und öffentliche Abnehmer. Die Abrissarbeiten begannen am14. März. Dann war Platz für den Bau der neugotischen Kirche, die heute noch das Rothenberger Ortsbild bestimmt.

Baustoffrecycling ist keine Erfindung aus neuester Zeit. So manches Rothenberger Gebäude birgt heute noch zweitverwendetes Material: Im Bau der neuen Kirche selbst, der Friedhofsmauer und in Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Verdächtig in diesem Sinne ist zum Beispiel ein Mauerverband im Sockel eines landwirtschaftlichen Nebengebäudes an der Hauptstraße. Die nach einem Putzabplatzer in neuerer Zeit sichtbar gewordenen Steine sind von höchster Bearbeitungsqualität. Kein Rothenberger Bauherr hätte solche teuren Quadern, nicht einmal zum Bau eines Wohnhauses, anfertigen lassen.

Der Friedhof war bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts um die Kirche angelegt. Seine Umfassungsmauer machte die Rothenberger Kirche zur befestigten Wehrkirche. Kirche und Mauer wurden nicht mehr ausreichend gepflegt. Der Kirchhof war zu klein geworden, die Wehrmauer wurde 1845 eingerissen. Von der ersten Bestattung auf dem neu angelegten Friedhof auf der „Ewwene“ zeugte ein bis in die 1950er Jahre erhaltener Grabstein: „Ich Anna Margarethda Ettelmennin, ich bin die erst die hier ruth. Ist alt worden 80 Jahr – Anno 1783“. Der Grabstein ist verschwunden. Oddentlich Ufframe iss halt so e Sach ... .

 

38.

1349 wird Rothenberg zum ersten Male urkundlich erwähnt. Kaiser Karl IV verpfändete das Dorf Rothenberg und die reichsunmittelbare Herrschaft mit „allem Zubehör“ dem Ritter Engelhard von Hirschhorn. Der Ritter hatte seinem Kaiser eine hohe Summe Geldes geliehen. Die Hirschhorner Ritter hatten damit alles Recht, ihren „Nutzen“ aus dem Zubehör wie Wälder, Felder, Wiesen, Zinsen, Abgaben, Jagd, Fischerei zu ziehen. Der Kirchenzehnte wird in der Belehnungsurkunde von 1353 ausdrücklich erwähnt. Das „Dorf auf dem Odenwald“ existierte – mit seinem Zubehör - also sicher schon vor seiner Verpfändung. Über das tatsächliche Alter des Dorfes ist damit nicht viel ausgesagt. Begründete Vermutungen gehen bis in das 8. Jahrhundert zurück. Ein Adliger schenkte damals Grund und Boden zwischen der „Geminesbach“ (Gammelsbach) und der „Ulvina orientalis“ (östliche Ulfenbach = Finkenbach) dem Kloster Lorsch. Eine Siedlung, deren Name an Rothenberg - den gerodeten Berg - erinnern könnte, erwähnt diese Schenkungsurkunde allerdings nicht.

Sowenig über die Herrschaftsverhältnisse vor 1349 bekannt ist, so wenig weiß man über das Alter der Rothenberger Kirche. Mit ziemlicher Sicherheit kann zu dieser Zeit die Exsistenz eines Kirchenbaus vermutet werden. Urkunden, auch steinerne fehlen. Ein Pfarrer wird erstmals 1360 urkundlich erwähnt.

Bild: Die sogenannte Wehrkirche, 1882 abgerissen. Zeichnung von Baurat Kraus aus den 1920er Jahren.

37.

1954 – genauer: am Sonntag, 16. Mai 1954 - wurde das Rothenberger Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht. Aus diesem Anlass erschien eine Festschrift, die von der Gemeinde herausgegeben wurde.

Grußworte des hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn, der bei den Feierlichkeiten anwesend war, des Staatsministers Fischer, des Landrates Ackermann und des Bürgermeisters Karl Schwinn leiten die Festschrift ein. Das Festprogramm beginnt am Sonntagmorgen um 6 Uhr mit „Wecken“(!). Gottesdienst, Pressekonferenz, Empfang der Ehrengäste, Besichtigung, Festzug, Chöre und Blasmusik gehen den Ansprachen der politischen Prominenz voraus. Ab 15 Uhr darf dann endlich gefeiert werden. Der Montag beginnt mit einem Frühschoppen, um 14 Uhr folgt ein „Kinderfest mit Volksbelustigung“.

Hauptteil der Schrift ist die Chronik Rothenbergs, die Wilhelm Moter, damals Ortspolizist, anlässlich der Feierlichkeiten geschrieben hat.
Wie heute noch üblich, wurde die Publikation durch Inserate finanziert. Auf 24 Anzeigenseiten sind der Gewerbefleiß der Rothenberger und die Angebote von Geschäftsleuten aus der näheren Umgebung dokumentiert.

Viele Firmen dieser Zeit existieren nicht mehr, andere sind feste Bestandteile des heutigen Wirtschaftslebens. Einige sind noch bis in die jüngste Vergangenheit bekannt, haben den Namen geändert oder arbeiten unter dem Namen der nachfolgenden Generationen.

An dieser Stelle ein neues Preisrätsel: Wo – in Rothenberg - verkaufte Georg Blum seinen „Uffschnitt“? Für den Gutschein von 10 Euro genügt allein die Angabe der aktuellen Straßenbezeichnung nicht, bitte bisschen genauer! Lösungen bitte bei Floristik Braun oder Metzgerei Postawa abgeben. Eventuell wird das Los entscheiden; wir sind gespannt!

36.

Wilhelm Moter war in den 50er Jahren Polizist (Schutzmann) in Rothenberg. Mit Interesse und Fleiß hat er sich um die Geschichte der Gemeinde gekümmert. Anlässlich der Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses (später Gemeindeverwaltung), die 1954 in Anwesenheit des damaligen hessischen Ministerpräsidenten Zinn groß gefeiert wurde, verfasste er die Festschrift mit Chronik. Weitere Texte Moters zur Geschichte Rothenbergs sind überliefert. Ein undatierter Aufsatz (50er/60er?) Jahren zum sogenannten Armenhaus in der heutigen Odenwälder Landstraße, früher Hirschhorner Straße, soll hier als Zitat (alles von Moter) wiedergegeben werden:

„… Fachwerkhaus aus demJahr 1776: … Im Haus sind 4 Räume, die früher an meist minderbemittelte Leute vermietet waren; so wohnten dort ein „Schweinehirt“, dem es oblag die Schweine des Ortes zusammenzutreiben und auf die „Schweineweide“ zu bringen, die meist im Wald gelegen war. Weiter hatte der „Schinner“ seine Wohnung darin, er hatte verendetes Vieh auf den „Schinnwasen“ zu bringen und es dort zuvergraben. Der „Nachtwächter“ … hatte dort ebenfalls seine Unterkunft. Es waren dies alle sehr anspruchslose Menschen bezüglich der Unterkunft. Im ganzen Häuslein war ja nur wenig Platz, man begnügte sich jeweils nur mit einer „Kammer“ in der Koch-, Wohn- u. Schlafraum vereinigt war. Zur Winterzeit wurden vielfach in dieser einen „Kammer“ noch Reiserbesen gebunden! Hochbetagte Ortseinwohner haben mir glaubhaft aus ihrer Jugendzeit Erlebnisse vermittelt, die erwähnenswert erscheinen: Um die Jahrhundertwende 1899/1900 war im oberen Wohnteil dieses Hauses ein Brand ausgebrochen, der aber ohne Gebäudeschaden gelöscht werden konnte. Es brannte bei Besenbinder Jakob Edelmann, der dort sein Handwerk ausübte zum Lebensunterhalt. Genannter war verwitwet, lebte dort sehr zurückgezogen und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Außer dem Vorgenannten wohnte noch ein Mann dessen genauen Familiennamen nur wenige Leute wußten, er war ja nur unter dem Namen „Rausenal“ überall bekannt. Ferner wohnte noch eine weibliche Person, deren genauen Namen nicht mehr feststellbar ist, es war „die Poppe-Gret“ [sic!(Wi)], wie dieser Name entstand, ist nicht mehr ergründbar. Die vierte Person, die dort lebte, war auch eine weibliches Wesen, ob ledig oder verwitwet, nicht mehr festellbar. Es war die „Igelsbach-Kattrin“. Von ihr weiß man jedoch noch, daß sie den bürgerlichen Namen Walter führte, eventuell Katharine Walter, aus Igelsbach. Später zog in dieses Haus ein Mann namens Setzer, dann Jakob Hotz, dessen Nachfahren heute noch dort wohnhaft sind. Hoffentlich gelingt es noch bis zum „Haus-Geburtstag“ 1976 (200 Jahre) einiges über seine Bewohner in Erfahrung zu bringen zur würdigen Rückschau!“

Soweit Wilhelm Moter. Das Haus wurde wurde ca. 1970/75 abgerissen.
Genauere Angaben und Korrekturen an bilder@vvrothenberg.de

35.

Ritter Hans regelt in seiner Verordnung die Zeit zum Holzeinschlag „als nemblich von dem ersten Tag Septembris bis uf den ersten Tag May …“. Fruchttragende Bäume (ältere Eichen und Buchen) müssen verschont werden. Hans verbietet den Eintrieb von Vieh und die Nutzung als Hackwald zur Getreideproduktion. Der Ritter droht in seiner Urkunde hohe Strafen an und lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er und seine „bevelchhaber“ die Befolgung seiner Anordnungen, auch bezüglich des monierten organisierten alkoholisierten Frohsinns, knallhart durchsetzen werden.

Was heute klingt wie eine Umweltschutzinitiative im 16. Jahrhundert, trifft den Nerv der Rothenberger Landwirtschaft. Getreideanbau und Viehweide im Wald war kein Spaß sondern wichtige Lebensgrundlage der Bewohner (immer daran denken: es gab noch keine Kartoffeln!).

Dass es auf der Burg Hirschhorn an Geld nicht mangelte, bezeugt nicht nur das Grabmal des Inhabers der Herrschaft Rothenberg, der wehrhaft, reich und ge-mächtig dargestellt wird, sondern auch der Neubau des aufwändigen Renaissancepalas durch Hans´ Sohn Ludwig und dessen Gemahlin Maria von Hatzfeld. Burg Hirschhorn wurde damit zum Schloß.

Zurück nach Rothenberg: Unser Bild zeigt das Anwesen Hauptstraße 31. In der hessischen Denkmalstopografie (Landesamt Denkmalpflege, Odenwaldkreis, 1998) steht zu lesen: „Wohnhaus eines zur Straße hin offenen Kleingehöfts; giebelständiges, einstöckiges Fachwerkhaus, verschindelt, über hohem, massiven Stallsockel, mit einläufiger Freitreppe. Letztes Exemplar eines im Oberdorf einst häufigen Haustyps, leider in jüngster Zeit abgerissen.“

34.

Ritter Hans IX., Herr des Reichslehens Rothenberg, hat in seiner Verordnung den Hang zu geselligem Beisammensein und die damit verbundenen Getränkerechnungen der Wirte als Ursache für den Schuldenstand der Gemeinde ausgemacht.

 

Schon 1558 hatte er in seiner „Gemeyn Ordttnung“ die Kosten für Hochzeitsfeiern reglementiert, vom Vermögensstand der Brautleute abhängig gemacht und in einen besonderen Artikel seiner „Ordttnung“ (27) bemängelt, dass „unnütze Leut … bößlich und unnützlich mit täglichem und auch nechtlichen spielen, fressen und saufen …“ also Vermögenswerte vernichten. Andere Gründe, zum Beispiel Abgaben an ihn, Unterhaltung der öffentlichen Einrichtungen, z.B. Wege, Pfarrer, Kirche, soziale Fürsorge für Arme, Waise, Gebrechliche, Behinderte und den grundsätzlichen Mangel an Bargeld. nennt er in seiner Urkunde aus dem Jahr 1562 nicht.

 

Nackten Männern kann Junker Hans nicht in die Tasche greifen, vielleicht erinnert er sich auch an die Bauernaufstände, die er als Teenager erleben durfte. Er regiert weise und bietet seinen „Unterthanen“ einen Weg zur Begleichung der Schulden an: Kontrollierter Holzeinschlag. Holz soll nicht mehr im Wald verkauft, sondern „… an das negst Wasser oder Bach … geschafft werden … [und dort] mit mein oder meinß Bevelchhabers Wissen und beyseins verkauft werden“. Mit dem erlösten Geld sollen die Schulden bezahlt werden, Hans verlangt genaue Abrechnung und Quittungen.

 

Warum an „die Bach“? Schwimmfähig vorgetrocknetes Brennholz wurde geflößt, besser gesagt, getriftet, den Transport übernahm das Gewässer. Damit dieses Verfahren gut funktionierte, waren in den Bachtälern Stauweiher angelegt, sogenannte Woge. Zur Holztrift wurde der Damm geöffnet. Der Name eines Nachbardorfs an der Ulfenbach erinnert noch heute an eine solche Anlage: Schimmeldewog = schäumender Wog. Erst im 18. Jahrhundert kam der Name Schönmattenwag in Gebrauch. Ein Wog kann auch an der „ulvena orientalis“, dem Finkenbach, vermutet werden.

Kein Grabstein für Arme, Epitaph des Ritters Hans IX. (+ 1569) in der Klosterkirche von Hirschhorn. Die Schamkapsel der Rüstung, in Augenhöhe des Betrachters, soll darauf hinweisen, dass der Ritter nicht nur einiges an sondern auch in der Blechhose trug.

 

Ge-mächt: Demonstration von Reichtum, Macht und Männlichkeit nach dem Geschmack und mit den medialen Mitteln des 16. Jahrhunderts.

33.

Propagandistisch ist die Urkunde von 1562 des Junkers Hans ein Meisterstück. Rothenberg als Hotspot der alkoholisierten Geselligkeit. Auf „gebott“ und „verbott“ geben die Rothenberger nichts, „… sonder [wollen] wie das unvernünftig Vieh Ihres aygen willens frey sein …“ wie er feststellt.

 

Suff der männlichen „Unterthanen“ gegen alle – besonders seine - wirtschaftlichen Interessen. Mit Formulierungen wie „tägliches Zechen“, „tägliche Gelage“ entwirft er das Bild, dass täglich bezechte Männer mit Axt oder Beil unter dem Arm durch seine und ihre Wälder wanken, um Beute zu machen, die dann schwarz verscherbelt wird. Holz gegen Alkoholika.


Die prekären Lebensumstände der Bürger und der „arm Gemain“ erwähnt der reiche Feudalherr nur am Rande, braucht er auch nicht: Suff ist verwerflich, weitere Begründungen seinerseits für den angeblich illegalen Holzeinschlag sind überflüssig. Geld-, Sach- und Fronleistungen an ihn und seine Familie sind nicht Gegenstand der Urkunde. Junker Hans droht für den Wiederholungsfall hohe Strafen an. „Dem nun zu begegnen, vorzukommen und abzuschaffen, ist mein bevelch (Befehl), meynung und ernstlich gebott … bey straff leibß und guts und verlierung der welder …“. Meynung oder Meinung ist 1562 nichts, was da diskutiert werden könnte. Es ist der machtgestützte Standpunkt des Junkers im Sinne von „Basta“.

 

Die Verordnung des Junkers Hans steht im „Dorffs Buch zu Rottenberg“, aufbewahrt im Pfarramt der Evangelischen Landeskirche. Dr. Hansulrich Schüppel hat 2002 einen Teil des Buches, die „Gemeyn Ordttnung“ der Herren von Hirschhorn, in eine lesbare Form übertragen. Das Büchlein kann gegen eine Spende an den Verkehrs- und Verschönerungsverein bei Floristik Ingrid Braun und der Metzgerei Postawa erworben werden.

32.

Wenn Frohsinn ins Feiern mündet, dann kostet das Geld. Wer ohne Geld feiert macht Schulden. In einer Zeit ohne Flaschenbier heißt das: Schulden beim Wirt. Irgendwann bittet aber auch der zur Kasse. Was tun in einer bargeldarmen Zeit, in der die Bauern hauptsächlich für den Eigenbedarf wirtschafteten und die Beutel leer waren? Zirka 1560 kommt der Ritter von Hirschhorn den Rothenbergern und Brombachern auf die Schliche. Holz wird in diesen „seinen“ Dörfern nach heutigem Sprachgebrauch „schwarz“ verkauft. Die Bewohner bedienen sich in ihren und seinen Waldungen und verstoßen damit in beiden Fällen gegen die „Waldgerechtigkeit“ seiner Herrschaft über das Reichslehen Rothenberg. Für den Junker Anlass, sein Weistum (Aufzeichnung von Rechten und Gewohnheiten), die „Gemeyn Ordttnung“, die er 1558 erlassen hatte, zu ergänzen. Mit Datum vom 18. März 1568 lässt er schreiben (Rechtschreibung wie in der Urkunde):
„Ich Hanns vom Hirschorn zum Hirschorn gebiet nachvolgenden meinen unterthanen diese meynung zu vernemenn

 

Demnach Ich Zu gewisser erfahrung bin, auch aus der Bürgermeister Rechnung zu Rottenberg, Heimbron und Finkenbach dessen gleichen brombach und untern Schimmelhwag befunden wurde, das … zu Schaden der Weiber und Nachkommen und zu eigenem verderblichen Nachteil und Schaden mit Ihrem täglich überflüssigen Zechen … [unter] Umbgehung von gebott und verbott nichts geben, sondern wie das unvernünftig Vieh Ihres aygen willens frey sein wollen.“
Der Junker ist so erbost, dass er seine Feststellung (meynung) in der Urkunde wiederholt: „ zum anderen dieweyll solche gemein (Gemeinden) sonderlich Rottenberg und brombach zu grossen Schulden stehen, die sie mit Ihrem unnützen aigenwilligen fürnemen und überflüssigen täglichen Zechen bey den Wirtten“ haben … .

Die Urkunde steht im „Dorffs Buch zu Rottenberg“. Weiter im Rückspiegel 33.

31.

Der Wald war Lieferant für Bau-, Werk- und Brennholz und Streesel, also Laubstreu und Heidelbeerkraut. Es wurde vom Waldbesitzer ersteigert, wagenweise zusammengerecht und in Scheunen und Stallungen gebracht. Der ausgelichtete Wald diente als Weidefläche für das Vieh. Jahrhunderte lang wurde Hackwaldwirtschaft betrieben und in den Eichenstockschlägen Roggen und Buchweizen (Haarekorn) angebaut. Die Einführung des Kartoffelanbaus hätte den Wald entlasten können, doch nahm im 19. Jahrhundert mit der Gewinnung von Eichenlohrinden zu Gerbzwecken diese Form der Waldwirtschaft einschließlich des Überlandbrennens noch einmal Fahrt auf. Selbst Reisig landete, als Wellen gebunden, von Hirschhorn aus schiffsladungsweise in den Backöfen der Heidelberger und Mannheimer Bäcker.

Diese Formen der Intensivnutzung blieben nicht ohne ökologische Folgen. Stichworte sind: Verarmung der Böden durch den Entzug von Humus und Nährstoffen und die Auswirkungen auf die Pflanzenwelt.

Essen und Trinken und ein bißchen Bargeld Alternativen zum Raubbau´am Wald?
Die Bevölkerung selbst hatte keine.

Urkundlich seit 1349 bis zum Aussterben der Familie im Jahr 1632 waren die Ritter von Hirschhorn Herren des Reichslehens Rothenberg.1562 erfuhr der Junker Hans IX von und zum Hirschhorn, dass seine Untertanen in Rothenberg und in Brombach die Gemeinderechnungen, die seinem Verwalter, dem Amtskeller, vorzulegen waren, von den Bürgermeistern zu Gunsten der Gemeinden frisiert waren. Der Junker reagierte. Wie? Rückspieglel 32

30.

Im Rückspiegel 27 war eine sechsköpfige Personengruppe in den „Renneschläig“ zu sehen: Die Frauen mit dem Beil am Kloppstock, die Männer sind aus dem von ihnen bereits gelichteten Eichenstockschlag für das Foto zusammengekommen.

Die Fahndung war erfolgreich, das Foto aus dem Jahr 1939 war Gesprächsthema, die Personen wurden durch interessierte Mitbürger identifiziert.

Von links nach rechts: Marie Rebscher, Mutter von Irmgard Sillak. Heinrich Schäffler, Sohn von Peter Schäffler (Milchkutscher), im Krieg gefallen. Peter Schäffler, Schäfflers Peter, als Milchkutscher bekannt. Rudolf Bartmann, Ahls Rudolf. Hilde Ludebühl, geb. Wäsch aus Moosbrunn, Ehefrau von Georg Ludebühl (Bäcker), bekannt als Hombachs. Adam Bartmann, Ahls Adam. Alle Personen stammen aus dem Oberdorf rund um den Ahlsbrunnen.

29.

Im Rückspiegel 27 war von Stockschlägen zur Gewinnung von Eichenrinde zur Ledergerbung die Rede. In Hirschhorn wurde die Rinde gehandelt. Über 40.000 Zentner der qualitativ hochwertigen und damit begehrten Rinde aus dem südlichen Odenwald kamen 1893 zur Versteigerung. Das Geschäftsmodell Hackwaldwirtschaft, das den Waldbesitzern Profit und der Bevölkerung schlecht entlohnte Arbeit – Kinderarbeit inklusive – verschaffte, brach Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Konkurrenz der chemischen Industrie zusammen. Chemische Gerbstoffe ersetzten die traditionelle Lohgerbung auf Rindenbasis. 1934 wurden in Hirschhorn nur noch 4000 Zentner Rinde gehandelt. Die Eichenstockschläge hatten ausgedient, sieht man von leichten Wiederbelebungen des Geschäfts in Zeiten kriegsbedingter Rohstoffknappheit ab.

 

Die Herausforderung bestand nun darin, die großflächigen Stockschläge in wirtschaftlich sinnvollen Hochwald zu verwandeln. Die Forstämter richteten Pflanzschulen ein und zogen Jungbäume vor, die dann in die Flächen verpflanzt und dort gepflegt wurden. Das „Alde Planzschulhaisel“ am Eberbacher Weg und der „Planzschulgaade“ mit seinen Gebäuden, wenige Meter unterhalb, erinnern daran.

 

Züchten, Setzen und die Pflege der jungen Bäume durch Entfernen von Gras und unerwünschten „Unhölzern“ wie z.B. der Birke, der „Kulturarbeit“, war Saisonarbeit im Sommer für Frauen aus Rothenberg, Kortelshütte und Hainbrunn. Angeblich wurden diese Frauen im internen Jargon des Forstamtes „Buschhexen“ genannt.

 

Wer´s genau wissen will, liest: Richard Wagner: Hirschhorns Wälder im Wandel der Zeit, Freundeskreis Langbein´sche Sammlung, Hirschhorn, 2002

Elisabeth Beisel (Bauern) und eine (noch) unbekannte Frau bei der Pflanzarbeit.

28.

Ein – fast – vergessenes Produkt aus dem Wald ist die Welle. Seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden keine Wellen mehr gemacht und verkauft. Wellen waren eigentlich nichts anderes als Reisigbündel. Für die Handelsware, die zum Verkauf durch das Forstamt bestimmt war, galten Normen und Vorschriften, die das Bündel aus Reiserholz erst zur Welle machten. Maximal 2 Zoll Durchmesser (ca. 5 cm) durfte das Astwerk haben. Das Reisig wurde auf Böcken eingelegt und mit einer Kette, der Reiserkette, maßgenau zusammengezogen und dann mit Wieden (eingeweichte, daher flexible Äste und Zweige), später mit Draht, gebunden. Die Länge betrug 50 Zoll, ca. 1,25 m. Nach 1872 wurde Brennholz auf 1 m abgelängt. Durch Beachtung dieser Großherzoglichen Vorschriften wurde das Reisigbündel zur Welle geadelt und konnte verkauft bzw. versteigert werden.

„Vielleicht, vielleicht werd Holz verstaicht, vielleicht, vielleicht a Welle,
vielleicht, vielleicht in Rourebaig, vielleicht a in Befelle“
So der Spruch vom „Oba“, wenn seine Anweisungen allzu zögerlich von den Angesprochenen mit „Vielleicht …“ beantwortet wurden.

Mit Wellen wurden Feuerstätten beheizt, bei denen schnell Temperatur gefragt war., Kartoffeldämpfer, Worschtkessel und vor allem Backöfen. Viele Rothenberger Haushaltungen verfügten über einen eigenen Backofen.

 

Ab Hirschhorn wurden schiffsladungsweise  Wellen an die Bäcker Heidelbergs und Mannheims verkauft.

Backhaus auf der Hofreite des Witfrebauern Bartmann (heute Weiß am Metzkeil).

27.

In den sogenannten Stockschlägen wurde Eichenrinde für die Ledergerbung erzeugt. Bis zur Erfindung der chemischen Chromgerbung erlebte die Niederwaldwirtschaft im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Eichen wurden auf ihren Stöcken so abgeschlagen, dass sie wieder austreiben konnten. Dann folgte das Rennekloppe: Die Rinde wurde durch Klopfen mit der Rückseite eines Beiles gelöst, mit dem „Schinner“ aufgerissen, geschält und dann getrocknet nach Hirschhorn transportiert. In Auktionen ersteigerte die Lederindustrie (z.B. Freudenberg) den Rohstoff für Gerbsäure. Die Schälprügel (Renneklappern) dienten zur Heizung oder als Kohlholz. Reisig und Holzreste wurden an Ort und Stelle durch Überlandbrennen in Asche verwandelt. Diese Asche diente als Dünger für den Buchweizen (Hare) oder den Roggen, der als Teil der Entlohnung der Waldarbeiter*innen durch den Waldbesitzer den nächsten Jahren eingesät werden durfte. Ganze Familien, besonders in Kortelshütte, waren von dieser Art der Waldbewirtschaftung und damit vom Waldbesitzer abhängig.

Die Eichenstöcke schlugen wieder aus; alle 15 Jahre wurde der Vorgang wiederholt. Die gigantischen Rauchschwaden, die damals über die Höhen und das Finkenbachtal zogen, sind sogar fotografisch dokumentiert.

Heidelbeeren waren nicht nur Naschwerk, sondern Handelsware, die von Agenten aufgekauft und auf den Märkten umliegender Städte zu Geld gemacht wurde. Vor allem Kinder wurden so im Sinne der Haushaltskasse in den Wald geschickt.

In unseren Ohren klingt es grotesk: Die Waldarbeit galt als gesund, weil an der frischen Luft. Im Steinbruch – viele Männer arbeiteten als Steinbrecher im Neckartal -  konnte man sich eine oft tödliche Staublunge holen. Kortelshütte hatte, auch kriegsbedingt, in den 1920er Jahren eine der höchsten Witwenqouten im Volksstaat Hessen.

26.

Wenn heutzutage von Waldnutzung die Rede ist, geht es in der Regel um Holz d.h.Nutzholz, Bauholz, Brennholz, Ökologie, Windkraft, Tierwelt, Jagd, Wandern und Erholung; Pilzesammeln und Heidelbeernaschen inklusive. Früher war alles besser? Früher war vieles anders!
Der Pfarrer Emil Kraus hat 1873 das Rothenberger Unterdorf gemalt. Der Ausschnitt aus dem Gemälde zeigt mehr als Häuser, die Wehrkirche und die damals neue Schule, nämlich den ruinösen Zustand der Wälder auf dem Westhang des Finkenbachtals. Hochwald ist kaum vorhanden, Niederwaldschläge bestimmen das Landschaftsbild. Die Rauchfahne eines Kohlenmeilers steigt aus einem Seitental.

Nicht nur der Holzeinschlag, sondern auch die weiteren Nutzungen strapazierten schon vor hunderten von Jahren die Wälder. Ältere Rothenberger erinnern sich noch an das Zusammenrechen großer Mengen von Laub zur Einstreu in den Ställen als Ersatz für Stroh. Rindvieh wurde zur Weide in den Wald getrieben, der dazu teils ausgelichtet wurde. Die Verbissschäden an den Bäumen durch Rinder, Schafe und Ziegen waren enorm. Abgeschnittenes belaubtes (geschneiteltes) Astwerk diente als Stallfutter. An den Austrieb von Schweinen zur Eichel- und Bucheckernmast erinnern heute noch die Stellsteinreihen, mit denen die Säue auf ihrer Tour in den Wald in Schach gehalten wurden. Mit gewöhnlichen Holzzäunen um die Gärten wären die locker fertig geworden. Nahezu kreisrunde ebene Plätze im Wald bezeugen heute noch die Stellen, an denen Meiler brannten, um die zur Eisenverarbeitung wichtige Holzkohle zu gewinnen.

25.

Können, Kraft und – im Wortsinne - Erfahrung waren notwendig, um die Hangabtriebskraft zu bewältigen, die der Rückeschlitten Odenwälder Bauart, beladen mehr als eine Tonne schwer, entwickelte. Auf Steilstrecken bremsten mit einer Kette hinter dem Vehikel befestigte Holzscheite, das sogenannte „Anhängsel“. In flachereren Passagen war Schieben und Ziehen angesagt. Am Forstweg wurde abgeladen, dann gings wieder den „Baijg naus“ (= bergauf), den Schlitten „auf dem Ast“ (= Rücken). Offensichtlich hatte keiner der der Männer, die sich beim Tragen abwechselten, „Rücken“(-probleme). In Bereichen, in denen die natürliche Waldverjüngung eingesetzt hatte, war zur Schonung der jungen Bäume der Einsatz des Rückeschlittens verboten. Die Holzscheite mussten dann zum befahrbaren Forstweg getragen werden.

24.

Der große Waldbesitz war die Sparkasse der Rothenberger. Immer wenn die „Civilgemeinde“ vor größeren Investitionen in Straßen, Schule und Wasserversorgung stand, wurde über die normale Einschlagmenge hinaus der Hiebsatz in den gemeindeeigenen Waldungen erhöht. Der zusätzliche Erlös aus dem Holzverkauf ertüchtigte die Gemeindekasse zur Durchführung größerer Projekte.

Im Rückspiegel 8 ist ein Fuhrwerk zu sehen, das Langholz transportiert. Holz zum Einschnitt als Bau- und Nutzholz war sicherlich das lukrativste Exportgut aus den Rothenberger Waldungen. Diese lieferten auch Holz für die Köhlerei, Rinden zur Gerbsäuregewinnung und vor allem Brennholz, das nicht nur Rothenberg gebraucht wurde, sondern auch in den Öfen und Herden der umliegenden Städte verschwand.

Waldarbeit war gefährliche Schwerstarbeit. Das Bild, aufgenommen ca. 1952, zeigt Heinrich Mergenthaler und Heinrich Bartmann bei ihrer Arbeit mit dem Odenwälder Rückeschlitten, wie das Ding amtlich hieß. Hörnerschlitten/Hernerschliere oder Jejahl in Rothenberg (hilft jemand bei der Erklärung der Bezeichnung?). Gebremst und gelenkt mit Muskelkraft war Sommerrodeln mit mehr als einem Raummeter Holz im Rücken sicherlich kein Spaß. Das Gewicht des Holzes entspricht dem eines PKW.

23.

1837 wurde die Chausee zwischen Hirschhorn und Beerfelden im Finkenbachtal fertiggestellt. Ab 1775 rollten Wagen auf der „Steinstraße“ durch das Gammelsbachtal. Die gräflichlichen, dann Großherzoglichen Straßenbauer hatten den Talhängen Straßentrassen abgetrotzt, die oberhalb der sumpfigen Bachauen, in denen auch der Biber tätig war, verliefen. Die „Hohe Straße“, an der Rothenberg lag, war damit für den Fernverkehr entwertet. Der steile und kurvenreiche Aufstieg auf die Höhe bei Hirschhorn konnte gespart werden. Rothenberg lag damit im Abseits, die Entwicklung des Marktfleckens, wie das Dorf damals genannt wurde, eindeutig gebremst. Durch Landwirtschaft, Handwerk und Waldarbeit bestritten die Rothenberger ihren Lebensunterhalt.

Umso erstaunlicher sind die Leistungen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbracht wurden und richtig Geld gekostet haben.
1845 wird der Ahlsbrunnen in Betrieb genommen, 1858 der Napoleonsbrunnen. Beide Brunnen mit aufwändigen und damit teuren Stollenanlagen, die das Wasser aus dem Berg führen. Immer wieder wird versucht, die Schüttung der Brunnen zu verbessern. Die Not ist so groß, dass der Gemeinderat einem Quellenfinder 500 Mark bezahlt, ein Betrag, dessen Höhe reichsweit in der Presse Beachtung findet. Die letzten Versuche die Brunnen zu tunen datieren, wie auf den Brunnenstöcken zu lesen, 1886 am Krämersbrunnen, 1887 am Ahls- und am Berndsbrunnen.
1870 errichtet die Gemeinde an der Stelle der baufälligen erst 1838 erbauten Schule ein neues, durchaus aufwändiges Schulhaus im neugotischen Stil. 1881 wird die evangelisch-lutherische Martinskirche geweiht. 1883 folgt nach dem Abriss der Wehrkirche die Weihung des Neubaus der evangelischen Landeskirche. 1898 nehmen Planung und Bau der Wasserversorgung mit Hochbehälter, Quellfassung, Pumpstation und Rohrleitungsbau im Ort Fahrt auf. 1904 beginnt der Bau der heutigen Landesstraße zwischen Rothenberg und Beerfelden, der die Rothenberger auf ihrem Gemarkungsgebiet einiges kosten sollte. Beispielsweise: Trassierung, Abböschung der Fahrbahn und Bau einer Stützmauer an der Lindengasse. Für die Kreuzung am Rothenberger Metzkeil musste erst Platz geschaffen werden: Zwischen dem „Adler“ und dem Wipfrebauer (Bartmann, heute Weiß) standen Gebäude.
Wie haben die Rothenberger das alles finanziell gestemmt? Die Lösung liegt im Wald!

22.

Der erbachische Geometer Zimmermann bezeichnet in einer Karte aus dem Jahr 1768 die Verbindung zwischen Hirschhorn und Beerfelden auf der Hirschhorner Höhe als „Hohe Straße“. Rothenberg liegt ziemlich genau in der Mitte der ca. 18 km Strecke. Genauer gesagt: Nicht in, sondern an der Mitte, denn die Straße führte nicht durch das Dorf selbst. Die Hohe Straße berührte Rothenberg. Die heutige Landwehrstraße und die Höhenstraße folgen der alten Wegführung. Die Keimzelle Rothenbergs, rund um Kirche, lag ca. 100 Höhenmeter tiefer als die Trasse der Hohen Straße. Neben der Existenz der Straße begünstigten die relativ guten Böden auf der Höhe die Gründung einer Siedlung. Eine Wasserversorgung konnte nur am Hang unterhalb der Höhe sichergestellt werden. Besitz- bzw. Lehensverhältnisse vor 1349, dem Jahr der urkundlichen Ersterwähnung Rothenbergs als Reichsgut, sind ungeklärt.

Wer vor 1904, dem Jahr der Fertigstellung der heutigen Landesstraße 3410 aus Richtung Beerfelden kommend, nach Rothenberg wollte, bog am Landwehrgraben (heute: kurz vor dem Sportplatz) rechts ab, passierte den Steinbruch an der Schäfflersch-Hohl und erreichte, kurz hinter dem heutigen Altglascontainer die ersten Häuser. Das Pfarrhaus stand damals noch nicht. Kreuzungsfrei ging´s weiter, die Odenwälder Landstraße war noch nicht einmal ein Weg. Die Ortsstraße folgte der heutigen Lindengasse, am Krämersbrunnen vorbei zur Kirche und knickte dann nach rechts ab. Geradeaus führte die Schwinns-Hohl, heute Gammelsbacher Weg, zurück zur Hohen Straße. Die heutige Hauptstraße – damals Eberbacher Weg - zwischen Gammelsbacher Weg und evangelischem Gemeindehaus war um 1900 im Wesentlichen noch unbebaut, Unterdorf und Oberdorf deutlich voneinander getrennt. Die heutige Hofstraße - noch heute liegt dort die 1902 verlegte Wasserleitung - war die Hauptstraße, sie führte am Ahlsbrunnen im Oberdorf vorbei bis zur Einmündung in die Hohe Straße am Ende der heutigen Höhenstraße kurz vor dem Steinernen Kreuz.

21.

1349 liehen die reichen Hirschhorner Ritter dem Kaiser einen Haufen Geld. Als Sicherheit verpfändete Karl IV die reichsunmittelbare Herrschaft Rothenberg zusammen mit den zugehörigen Dörfern. Die Urkunde, die über diesen Deal ausgestellt wurde, ist die erste, die Rothenberg nachweisbar zum ersten Mal nennt. 1353 perfektioniert der clevere Engelhard von Hirschorn das Geschäft mit dem Oberhaupt des Reiches und erhält die Herrschaft Rothenberg für sich und seine Familie zum Lehen. Zur Herrschaft gehörten Rothenberg, Unter-Finkenbach, Ober-Hainbrunn und Moosbrunn. Der letzte Ritter von Hirschhorn, Friedrich, starb 1632.

Unbestritten ist Rothenberg älter als die 1349er Urkunde. Es gibt halt keine Beweise sondern nur Hinweise auf das wahre Alter.

Was verrät uns die heutige Forststraße über die Höhe zwischen Hirschhorn und Beerfelden?

Forscher vermuten hier eine Römerstraße, die vom Neckar kommend sich in der Nähe des Krähbergs mit weiteren Straßen verband und dann zu den Kastellen am Odenwaldlimes führte. Folgten die Römer einem noch älteren Weg?

1923 wurden bei Kortelshütte, in der Nähe der Forststraße, drei Steinäxte gefunden, 1928 fand Forscher Friedrich Behn in der Schwanne oberhalb Kortelshütte ein Bruchstück einer Sandsteinfigur, die als Teil eines römischen Mithrasheiligtums gedeutet wird.

Zwei der Steinäxte bzw. -hämmer sind verschwunden, eine Axt und das Bruchstück des Altars befinden sich im Langbein-Museum in Hirschhorn. Steinzeitwerkzeug! Haben neolithische Handwerker oder Händler hier oben ihren Kram verloren, versteckt und nicht abgeholt, weil sie zwischendurch eins auf die Mütze bekommen haben? Vielleicht!

Vielleicht auch anders: Steinäxte – auch Donnerkeile genannt – waren noch im Mittelalter bis in die Neuzeit Handelsgut. Als Werkzeug, wozu? Es gab doch Eisen! Donnerkeile dienten als Blitzschutz. In germanischen Mythologie schleudert Gott Donar seinen Hammer, der mit Blitz und Donner einschlägt.
Wo sich ein Donnerkeil befand, schlug der Blitz kein zweites Mal ein, so der Glaube, der sich lange hielt. In manchen mittelalterlichen Bauten wurden zur Gefahrenabwehr Donnerkeile in das Fundament oder den Dachstuhl gelegt. Beispielsweise in der Burg Haibach bei Aschaffenburg. Eventuell waren schon im Mittelalter teure Fakes das Geschäftsmodell der damaligen Blitzschutzexperten.

Über Herkunft, Alter und Zweck der Rothenberger Steinäxte lässt sich also nur spekulieren. Ähnlich geht es dem Bruchstück der Figur: Ist sie tatsächlich römisch? Was stellt sie dar? Wurde sie auf einem Transport verloren? Von wem? Wann? Oder ist die Figur ein Hinweis auf eine römische Niederlassung auf der Hirschhorner Höhe?

19. und 20. Steinernes Kreuz

Folge dem Link

18.

Nach dem Rätsel und seiner Auflösung zurück zur Infrastruktur, den Straßen.

 

Rechts- und Kulturdenkmäler am Wegesrand bezeugen die frühere Bedeutung der heutigen Wege als Verbindungsstraßen. Beschriftete Sandsteinstelen als Wegweisersteine in der Heumatte und an den Rothenberger Eichen, das steinerne Sühnekreuz, Grenzsteine mit den Wappen der Hirschhorner Ritter und den Erbacher Grafen standen nicht im Abseits sondern an prominenten Stellen an der Straße über die Hirschhorner Höhe.

Anfang des 19. Jahrhunderts nahm im neu geschaffenen Großherzogtum Hessen, in dem die vorher selbständige Grafschaft Erbach aufgegangen war, der Straßenbau Fahrt auf.


Die Chaussee durch das Finkenbachtal ist 1837 fertigestellt worden. Legendär ist der „Schlawitzer“, der mit den Straßenarbeitern Handel trieb. Der Straßenbaumeister „Schossee-Ihrig“ gründete ein Sägewerk in Hainbrunn.

Die Straße durch das Gammelsbachtal wurde erst in der letzen Hälfte des 18. Jahrhunderts als sogenannte „Steinstraße“ ausgebaut. Rothenberg lag also bis ins 19. Jahrhundert an einer wichtigen Straßenverbindung zwischen dem Neckar- und dem Mümlingtal. Reges handwerkliches Leben konnte sich entwickeln. Unter den über 400 Einwohnern um 1800 gab es zum Beispiel 22 Leineweber und 18 Schuhmacher, die auf eigene Rechnung arbeiteten. Mit seinen 1098 Einwohnern (einschließlich Filialdörfer) war Rothenberg nach Reichelsheim und Steinbach 1835 das drittgrößte Dorf im Landratsbezirk Erbach. Der Ausbau der Verkehrswege im Tal und die Entscheidung der Großherzoglichen Regierung, die Eisenbahn nicht durch das Gammelsbach- oder Finkenbachtal, sondern im Ittertal zu bauen, traf nicht nur Beerfelden sondern auch Rothenberg hart: Einwohnerzahl und Handwerk entwickelten sich bis ins 20. Jahundert hinein rückläufig.

 

Uralte Technik des Straßenbaus: Gestückklopfen, Forststraße, verm. „Langer Wald“. Das Bild aus dem Jahr 1960 (VW-Käfer im Hintergrund!) stammt aus R. Wagner, Hirschhorns Wälder im Wandel der Zeit, Hirschhorn 2002). Gesteinsbrocken werden an Ort und Stelle zerkleinert und in den Untergrund eingearbeitet.

17.

Nein, nicht „`s Brandels“, Hauptstraße, Ecke FeldstraßeJa, es ist die „Quelle“, genauer das Gasthaus „Zur frischen Quelle“.

1902 eöffnete Johann Adam Siefert III. mit seiner Frau Katharina das Gasthaus mit Pension. Beide waren zuvor Pächter des Gasthauses „Zum Pflug“, von dem im Rückspiegel noch die Rede sein wird.

Die Postkarte mit dem rätselhaften Bild stammt aus den Anfangsjahren der Gastwirtschaft. Für den heutigen Betrachter irritierend: Baum und Grün auf linken Seite des Bildes. Scheune und Stall der benachbarten Metzgerei standen noch nicht.

Die Perspektive des Fotos im Rückspiegel 17 ist in etwa die gleiche, etwas später und ohne „Holz vor der Hütte“.

16.

Dass Rothenberg an der Landesstraße L 3410 zwischen Hirschhorn und Beerfelden liegt, wird lediglich von Motorradfahrern nicht wahrgenommen, die mit ihrem Fahrverhalten die Existenz eines bewohnten Dorfes ignorieren.

Die Landstraße zwischen Beerfelden und Rothenberg wurde in den Jahren 1901 bis  1904 gebaut. In den 1920er Jahren entstand die Trasse von Rothenberg über Kortelshütte nach Hirschhorn. Die gesamte, heute gewohnte Streckenführung Hirschhorn nach Beerfelden und umgekehrt ist also keine hundert Jahre alt.

Straßenbau in Handarbeit. Die Personen sind bekannt. Die Namen können in der Festschrift "250 Jahre Kortelshütte" der Dorfgemeinschaft Kohü nachgelesen werden

Was war vorher? Die alte Straße entsprach im Wesentlichen dem Höhenweg, der oberhalb Rothenbergs verläuft. Nach steilem Anstieg aus dem Neckartal folgte die Straße dem Kamm der Hirschhorner Höhe. Heute ist sie Wander- und Radweg (Markierung: blaues Kreuz). Benutzer, die genau hinschauen, erkennen an verschiedenen Stellen, dass die Straße mit Randsteinen und sogenannter Stückung durch Steine befestigt und gegen das Ausfahren durch eisenbereifte Räder gesichert war.

Bis ins 19. Jahrhundert folgten der Verlauf von Straßen den Höhenzügen. Steigungen und Gefälle in der Straßenführung waren für Fuhrwerke und Kutschen sicherer zu bewältigen als morastige und sumpfige Wege in den Bachtälern. Fast parallel zu der Straße auf der Hirschhorner Höhe verläuft die alte Poststraße auf der Höhe zwischen Finkenbach- und Ulfenbachtal.

15.

Wie in Folge 10 versprochen: Rätsel in Folge 15 des Rückspiegels.

 

„Allerhand Holz vor der Hütte!“ Vor welchem Haus liegt’s?.

 

Gewusstes oder Geratenes an bilder@vvrothenberg.de mailen oder per formlosem Zettel bei Metzgerei Postawa oder Floristik-Ingrid Braun in die Sammelbox werfen. Unter mehreren richtigen Antworten entscheidet das Los, wer den 10 Euro-Gutschein erhält.

 

Die Angabe von Lösung, Name, Anschrift, evtl. Telefonnummer genügt.

14.

Noch einmal: Abwasser.

 

Die Notwendigkeit einer geordneten Abwasserentsorgung wird heute niemand bestreiten. Gestritten wird über die Kosten und das Wer, Wie und Wo.
Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen große Städte mit dem Bau von Kanalsystemen. Das Wissen und Können der alten Römer musste erst wiederentdeckt und notwendige Techniken entwickelt werden. Epidemien wie die Cholera 1892 in Hamburg erzeugten Handlungsdruck.


Im ländlichen Raum dauerte es noch. In Rothenberg begannen die Kanalisationsarbeiten in den 1960er Jahren. Erst in den 1980er  Jahren gab es den „Anschlusszwang“: jedes Anwesen musste dann in die Kanalisation entwässern. Bis dahin galt: Plumpsklos enden im Puhlloch. Dort vermischte sich Menschliches mit den flüssigen Hinterlassenschaften der Tierhaltung aus Stall und „Mischte“. Klärgrube, später Hauskläranlage, nannte sich das Puhlloch in Amtsdeutsch. Früher war es gemauert und eingewölbt, später aus Betonringen konstruiert.


Die gemauerten Jauchegruben waren nicht wirklich dicht. Puhl konnte versickern,wasserführende Klüfte im Untergrund erreichen und damit die Reinheit des Brunnenwassers gefährden. Noch heute bezeugen Salpeterablagerungen im Stollen des Ahlsbrunnens die möglichen Gesundheitsgefahren.

 

Eine funktionierene Kanalisation ist eine fortwährende Herausforderung der Kommunen. Verschleiß, Bevölkerungswachstum und zunehmende Bodenversiegelung, z.B. durch Neubaugebiete und Straßenbau, werden auch zukünftig Kanalbaumaßnahmen notwendig machen und hohe Kosten verursachen. Wir profitieren heute von der Infrastruktur, die in den 1960er Jahren geplant und in den Folgejahren geschaffen und finanziert wurde. Allerhand wurde „gestemmt“, Schulden inklusive. Es gilt jetzt, das ererbte Vermögen zu erhalten und in seinen Ausbau investieren. „Fer Umme geht nix“. Das sollte jede und jeder bei der Lektüre des Gebühren- und Abgabenbescheids mit auf dem Schirm haben.

 

Aktuelle Herausforderung: Rückstau in der Odenwälder Landstraße, dadurch Abwasser durchs Gully in den Keller. Einige Bewohner können zur Zeit anschaulich und riechbar erfahren, dass Kanalisation auch umgekehrt funktionieren kann. 

Arbeiten der Fa. Weinthäter an der Klärgrube des Forsthauses, heute Gästehaus „Hirsch“ in der Schulstraße.
Von links n. rechts: Karl Weinthäter, Georg Weinthäter, Ludwig Braun, Albert Ludebühl, Herbert Braner, Förster Siegel. Das Schild am Haus im Hintergrund bewirbt den dort ansässigen Flaschenbierhandel von Anna Wolf.

13.

Das Foto im Rückspiegel 12 dokumentiert die Abwasserführung aus dem Oberdorf. In der Straßenrinne gesammelt findet das Schmutzwasser seinen Weg in einem Graben: Unter der Brücke am Haus Konsum, durch die Wiese, zwischen Mengesebecker und Frills, vorbei am Berndsbrunnen, unter der Straße hindurch in die Brunnenwiese. Das „System“ war ruchbar, sichtbar und wenig hygienisch aber einfach, billig und üblich. Regen sorgte für die Spülung, wenn – ja wenn – es nicht zu stark „runtermachte“.Die Familie Mergenthaler (s´ Benze) weiß noch heute von den immer wiederkehrenden Ereignissen zu berichten, in denen der Inhalt des Grabens ihr Anwesen flutete. Ende der sechziger Jahre wurde das Abwasser kanalisiert.

Ende der 1960er Jahre geknipst: In der Tür begutachtet die Benz-Oma den Schaden, den das mittlerweile abgelaufene Wasser, einschließlich seiner Mitbringsel, hinterlassen hat. Apfelweinfässer schwimmen im gefluteten Keller. In der Schubkarre befindet sich noch Mist. Zur Abwehr der Schmutzwassermassen hatte man den Inhalt der Dungstätte zu Dämmen aufgeworfen.

12.

Zu unserem Rätsel in Folge 10 haben uns etliche Lösungen erreicht. Den zweiten Platz belegte das Haus „Lennepell“ – heute Gittek - am Finkenbacher Weg.
Meistens wurde auf „Konsumms“ getippt und das war richtig! Der Eingang zum Lebensmittelladen befindet sich an der Straßenseite. Auffällig ist die Brücke mit Staffel, die an der Giebelseite den privaten Eingang des Hauses bildet.

Brücke? Wasser? Wasser im Oberdorf, das jahrhundertelang unter Wassernotständen litt? Zeitzeugen und der Ausschnitt aus einer Luftbildaufnahme aus dem Jahr 1938 schaffen Klarheit: Abwasser! Bridge Over Troubled Water!
An dieser Stelle, unter dieser Brücke, wurde das Schmutzwasser, das bis dahin den Rinnen am Straßenrand gefolgt war, in Richtung Tal abgeleitet. Der Graben ist auf dem Foto deutlich zu erkennen. Erst über die Wiese, dann zwischen Frills (Ludebühl), Mengesebecker (Wagner) und Mengesebauer (Olbert) vorbei in Richtung Berndsbrunnen und Haus Benz (Mergenthaler). Letztere hatten bei größeren Regenereignissen ihre Freude: „Vorne die Hausdier noi, hinne werrer raus“. Von dort strömte die Brühe in die Brunnenwiese.

Die Versorgung mit Wasser ist seit 1902 im Prinzip gelöst, die Entsorgung des Abwassers aber ein Problem, das im gesamten Dorf bis zum Ende der 1960er Jahre sinnlich durch Auge und Nase wahrgenommen werden konnte: es floss am Straßenrand. Plumpsklos ohne Spülung und bescheidene Hygienegewohnheiten produzierten zwar weniger Abwasser, aber gewaschen, gespült und geputzt wurde schon immer, auch das Regenwasser und der Überlauf aus den „Puhllöchern“ brauchte einen Weg. 1969/70 wurden die Kanalbau-maßnahmen begonnen. Bis zum Ende der 1980er Jahre brauchte das gigantische Projekt, das die Gemeinde zu stemmen hatte, Zeit, um die Abwässer aller Ortsteile in die Kläranlage Neckarsteinach fließen zu lassen.

11.

 

In Folge 9 war die Rede von Hausnamen.

 

Hausnamen ermöglichten die zweifelsfreie Identifikation einer Person und ihres Wohnplatzes. Die Kombination aus Hausname und Vorname, z.B. Phillips-Karl, war immer eindeutig. Kinder, mit den Worten „Wem gherschn du?“ nach ihrerm Namen gefragt, taten gut daran, sich über den Hausnamen zu outen. Beispiel aus eigenem Erleben: „De Phillips-Emmi!“; eigener Vorname noch genannt, gut war´s.

Hausnamen wurden von der Dorfgemeinschaft zugewiesen. Ein relativ einfach zu deutender sozialer Vorgang: Die Betroffenen werden solange mit ihrem Hausnamen benannt, bis sie selbst daran glauben, so zu heißen. Die Inhaber der Namen hatten die Namensgebung also zu akzeptieren.

Änderungen der Hausnamen folgten offenbar nur größeren Ereignissen oder dem Auftreten auffälliger Persönlichkeiten.

 

Heinrich und Horst Beisel haben 2008 die Hausnamen in Rothenberg dokumentiert. Bestandteile der Hausnamen, soweit sie heute noch zu deuten sind: Berufe und Gewerbe wie Rasierersch, Metzgersch. Bei Unterscheidungsbedarf gekoppelt mit dem amtlichen Nachnamen oder dem Wohnplatz: Brouschneirersch, Mengesebeckersch, Käichebauersch. Auf eine öffentliche Funktion verweisen die Bolizeidienersch, Fellschitze, Schmusersch und Rechnersch. Bei den Wirtsfamilien war die Identifikation leicht. Rosewerts, Quellewerts und Herschwerts. Nur die Gäste des Adlers sind beim Boimäschter eingekehrt.

 

Beachtenswert sind die Hausnamen die das Gewerbe der Namensträger nennen. Kombinationen aus Schuh/Schuster gibt es sechsmal, aus Schneider viermal. Hatten die Rothenberger einen so hohen Klamottenverschleiß? Eher nicht. Kleidung wurde geflickt und, wenn möglich, weitergegeben.

Bis heute überliefert sind: Simmeschuschters, Schuschtersch, Lichtschuschtersch, Schuhmichels, Baiselschuhmachersch, Daumschuschtersch. Klar, es wurde auch für den Bedarf im Dorf produziert, doch der war überschaubar. Schuhe waren teuer und mussten lange halten. Allenfalls ein Paar für Weerdaags und ein Paar für Sunndaags, bei Verschleiß neu besohlt und frisch benagelt. Ein Schuhschrank war „uunerrisch“. Der „Oba“ stellte seine Schlappen, die er zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, unter`s Bett.

 

Das Kleingewerbe der Schneider und Schuhmacher produzierte in eigener Werkstatt und auf eigenes Risiko für sogenannte Verleger. Die Schuhe wurden im Vertrieb von Händlern in Städten und auf Märkten verkauft. Oft lieferten die Verleger auch das Material. Beerfelden war eine Drehscheibe für diese vorindustrielle Produktionsform. Dem Entstehen großer Schuhfabriken (Pirmasens, Worms, Offenbach …) folgte der Niedergang des Kleingewerbes der Schuhmacher. Sie teilten damit das Schicksal der Hausweber, die schon Jahrzehnte vorher ihre Konkurrenzfähigkeit gegen die Textilindustrie verloren hatten. Was blieb: Schusterarbeiten zur Reparatur oder ein Schuhgeschäft.

Schuhgeschäft der Familie Schmidt – Schuhmichels - an der Ecke Hauptstraße und Landwehrstrasse im Oberdorf.

10.

Wo ist das? Die Person muss nicht erkannt werden.

Gewusstes oder Geratenes an bilder@vvrothenberg.de mailen oder per formlosem Zettel bei Metzgerei Postawa oder Floristik-Ingrid Braun in die Sammelbox werfen. Unter mehreren richtigen Antworten entscheidet das Los, wer den 10 Euro-Gutschein erhält.

Die Angabe von Lösung, Name, Anschrift, evtl. Telefonnummer genügt.

oder:

9.

Neue Nachrichten hatten auch schon vor Twitter, Facebook und Co. einen hohen Stellenwert. In den fünfziger Jahren arbeitete die „Deutsche Bundespost“ noch mit Postkarten und Briefen nach dem System WartsAb.

Die Adresse vor der Einführung von Postleitzahlen und amtlichen Straßenbezeichnungen: Name, Rothenberg, Post Hirschhorn. Wegen der Verwechslungsgefahr bei gleichen Vor- und Nachnamen, waren die betroffenen Herren Haushaltungsvorstände mit römischen Zahlen durchnummeriert. Karl Beisel I, Karl Beisel II usw.. Post „an de Phillips-Karl“ wäre aber auch angekommen *. Wie sich der Briefträger unter den vielen Annas, Kathrins, Kattches und Sofies im Dorf orientiert hat, bleibt Postgeheimnis.

 

* Über Rothenberger Hausnamen haben Bailshannese-Horst (Beisel) und Jejahls-Heinrich (Beisel) 2008 ein Buch veröffentlicht.

Das Postauto aus Hirschhorn auf dem Metzkeil: Großer persönlicher Einsatz aus der Bevölkerung führt zur Reduzierung des Aufwandes der Post bei der innerörtlichen Zustellung. Kein Postraub, sondern WhatsApp der frühen 50er Jahre – piiep – .

8. 

Die prekäre Lage der Wasserversorgung hatte ihre Ursache auch in der Bevölkerungsentwicklung. 1840 hatte Rothenberg ca. 850 Einwohner, 1880 waren es ca. 1200.

 

Die Akten berichten über den Eckbüschelsbrunnen (Ahlsbrunnen), dass 1879 „ ... eine Summe Geldes zur Reparatur an demselben angewendet.“ wurde.

 

Die durch fünfundsechzig Unterschriften der Haushaltungsvorstände bekräftigte Eingabe der Ortsbürger, mit dem Verlangen, einen neuen Brunnen zu errichten, fruchtet (trotz der Unterschrift meines Urur-Großvaters) nicht. Der Ausbau des Weges nach Hainbrunn, über den, vor dem Bau der Landesstraße im 20. Jahrhundert, die Holztransporte aus den Waldungen der Gemeinde und der großen Bauern liefen, wurde der Eingabe der im Oberdorf ansässigen kleinen Leute vorgezogen. Sicherlich verloren die im Gemeinderat dominanten Bauern aus dem Unterdorf bei der Entscheidung ihre eigenen Interessen nicht aus dem Auge. Sie bedachten aber auch, dass die Aufgaben der Gemeinde – Wege, Wasser, Kirchen, Friedhof, Ordnung, Sicherheit und Verwaltung … - damals zu großen Teilen aus den Erlösen des Holzverkaufs aus dem Gemeindewald finanziert werden mussten. Der Holztransport brauchte Wege.

 

Drei Generationen der Familie Schwinn (Rechnersch) und ein Fuhrknecht. Hoffentlich halten die Bremsen des gigantischen Vehikels auf dem Weg ins Tal. Genaues Hinsehen lohnt sich: Neben dem alten Rechner ist ein Radschuh mit Kette zu erkennen. Hölzerne oder eiserne Radschuhe kamen vor steil abschüssigen Strecken unter die Räder und verwandelten das Fuhrwerk dann in einen Schlitten mit hoher Bremswirkung – auf Kosten des Wegezustandes, versteht sich. Die Auswirkungen blockierter Räder mit Eisenreifen waren noch schlimmer. Die Benutzung von Radschuhen auf steilen Abfahrten war obrigkeitlich vorgeschrieben. Strafe drohte bei Zuwiderhandlung; so steht es bei Olfen, 1831 in Stein gemeißelt: … wer „ohne Rathschuh rehmt (bremst), kost 1 Gulden 30 Kreuzer Straf“.

 

Zurück zum Brunnen:

Erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts werden die drei „gemeinheitlichen“ Brunnen in der Gemeinde Rothenberg so hergestellt, wie wir sie heute kennen. Der Brunnenstock des Eckbüschelsbrunnens trägt die Jahreszahl 1887. In diesem Jahr wurde zum letzen Mal versucht, die Wasserschüttung des Brunnens zu verbessern. Die Spuren dieser Arbeit sind in dem fast 200 m langen Stollen noch heute erkennbar.
Der Wassermangel in Rothenberg, besonders im Oberdorf, war damit aber nicht behoben. Ähnlich lautende Eingaben der Bürger beschäftigten die Vertreter der Obrigkeit bis zur Jahrhundertwende und führten endlich, im Jahre 1902, zum Bau der öffentlichen Wasserleitung.

Das Aquarell wurde 1947 von Hanna Breidinger-Spohr, einer bekannten Eberbacher Künstlerin, gemalt

7.

Eine Bürgerinitiative – würden wir heute sagen – wendet sich in ihrer Not nicht mehr an den Gemeinderat, das hatte sie bereits erfolglos hinter sich, sondern an die Obrigkeit. Im Februar 1879 geschrieben ist eine Eingabe der Rothenberger Ortsbürger aus dem Eckbüschel, dem Oberdorf, an das Großherzogliche Kreisamt Erbach, die außer in die Mängel der Wasserversorgung noch Einblick in die sozialen Verhältnisse gibt.

 

Zitat aus der Eingabe, Schreibweise und Rechtschreibung von 1879:

„... In der Gemeinde Rothenberg befinden sich nur 3 gemeinheitliche Brunnen, wovon der Zustand von zweien ... manches zu wünschen übrig läßt, während sich der dritte, der einzige Röhrenbrunnen in der Nähe der Kirche, in ziemlich gutem Zustand befindet.

Für den hoch gelegenen Theil des Dorfes, s.g. Eckbüschel, den Wohnplatz der Unterzeichneten, ist nur ein in mangelhaftem Zustande sich befindlicher schwacher Gemeindebrunnen vorhanden, der zwar nie ganz versiegt, aber doch lange nicht ausreichend ist, um die zahlreiche Nachbarschaft hinreichend mit Wasser zu versorgen.

An diesem Brunnen sind in ungefähr 50 Wohnhäusern mindestens 70 - 75 Haushaltungen mit circ. 310 Seelen und 90 Stück Rindvieh angewiesen, sich mit dem erforderlichen Wasser zu versehen. Bei der unzureichenden Menge und dem starken Bedarf derselben kommt es daher immer vor, daß Kinder und Erwachsene oft eine Stunde und noch länger warten müssen, bis sie eine kleine Parthie Wasser bekommen können, da an der Quelle jederzeit eine Menge leerer Eimer und Kübeln auf den Augenblick ihrer Füllung warten. Fast ganze Nächte hindurch ist dieser Brunnen häufig mit Menschen belagert, um das zur Haushaltung und zum Tränken des Viehes erforderliche Wasser zu bekommen.


Daß unter diesen Verhältnissen das Wasserholen viele kostbare Zeit raubt, ist einleuchtend. Die Unterzeichneten sind meistens Tagelöhner und arbeiten in den Waldungen der Gemeinden von Hirschhorn und Eberbach. Wie unangenehm ist es aber für uns, wenn die Frauen am Abend aus den oft zwei Stunden entfernten Waldungen zurückkehren und dann erst stundenlang am schwachen Brunnen warten müssen, um das zur Bereitung des Nachtessens erforderliche Wasser zu bekommen, oder wenn wir ermüdeten Männer, die wir nach schwerer Arbeit und langem Gang so sehr der Nachtruhe bedürfen erst kaum um 11 Uhr abends oder noch später so viel Wasser vorfinden, daß das dürstende Rindvieh getränkt werden kann.
Bei einer etwa ausbrechenden Feuersbrunst ist auch nicht leicht an die Rettung eines brennenden Gebäudes zu denken, da der vorhandene Brunnen nur viel weniger Wasser liefert, als für eine kleine Feuerspritze nöthig ist. …“

Bis dahin das Zitat.

 

6.

Bildausschnitt aus Folge 5*:

 

Szene vor Schule und Hirschwirt: Herr mit Gehstock im Gehrock und Zylinder. Dame mit Sunne-Scherm und Puff-Ärmeln. Geschönte Urlaubsmotive sind nichts Neues. Um den Werbeeffekt der Karte zu steigern, hat der Postkartenmacher, ein Lithograf, schon im Jahre 1900 Fakes eingebaut. Die Passanten sind im Vergleich zur abgebildeten Bausubstanz eindeutig zu klein. Eine Scheese (Chaise) mit peitschenschwingendem Kutscher nimmt vor dem Kirchenbuckel Fahrt auf. Wer sucht, findet die gleichen Figurengruppen bestimmt auch auf anderen Bildpostkarten.

 

Die Realität sah noch bis in die 60er Jahre anders aus. Zu Transport- und Ackerarbeiten nutzten nur wohlhabendere Bauern Pferde und Ochsen. Kleinbauern, Arbeiter und Handwerker, die auf ihre kleine Landwirtschaft angewiesen waren, spannten Rindvieh ein: In der Regel keine Ochsen, sondern Kühe, die auf Kosten ihrer Milchleistung die Vorspannarbeit an Wagen, Pflug oder Egge verrichteten.

Viele Arbeiter hatten noch nicht einmal das. Drei „Geese“ (Ziegen) und eine Sau standen im Stall, taugten aber nicht zum Ackerbau, Hinkel und Hase brauchten Futter. Geesebauern tauschten ihre Arbeitskraft: Handdienste gegen Spanndienste. Sie halfen den Zugviehbesitzern. Dafür zackerten (pflügten) diese dann den oder jenen „halbe Morje“ (ca, 1250 m², ein hessischer Morgen = 2500 m²), den der Selbstversorger aus der in Rothenberg beim Erbfall üblichen Realteilung noch hatte und mit Kartoffeln sowie Brotgetreide bebaute.

 

Das Bild zeigt Karl Weinthäter (1888 – 1970), Maurermeister und damals Chef des bekannten Baugeschäfts. Keine galoppierenden Braunen, wie auf der Postkarte sondern weibliches Rindvieh. Kein Sunne-Scherm, sondern Hut, kunstvoll geflickter Arbeitsblouson von ehrwürdigem Alter, statt Gehrock. Neue „Blooe“ gabs im Kolonialwarenladen seiner Schwester Wilhelmine. Das Fuhrwerk ist freihändig geführt, die Kühe wissen wohin´s geht, er mit qualmender Kippe, die vermutlich kurz vor ihrer Zündung, im Hosensack von Hand gedreht worden war.

Der älteren Generation wird das typische Geräusch der eisenbeschlagenen „Rärrer“ auf der Pflasterstraße noch in den Ohren knirschen.

5.

Bildpostkarte, Lithografie, mit der Peter Ludwig Hanst für sein Gasthaus „ Zum Hirsch“ wirbt. Vor dem Gasthaus nimmt ein peitschenschwingender Kutscher Anlauf, um mit den Braunen vor seiner Scheese die anstehende Steigung zu bewältigen. Die Dame mit dem aufgespannten Sunne-Scherm und das lustwandelnde Paar, keine Rothenberger Alltagsgestalten, er mit Gehstock, verleihen dem Ambiente etwas mondänes. Eher Monaco als Rothenberg.

Realität: Schlechte Straßen und eher ein Kuhgespann, als zwei Pferde an der Deichsel. Die 1870 erbaute Schule verfügt noch über ihr Glockentürmchen und die Außentreppe vor der Eingangstür. Treppe und damit auch Tür sind in den 1970er Jahren, den Verkehrsbedürfnissen folgend, nach Innen verlagert worden.

Die Karte ist abgestempelt in Hirschhorn am 16.4.1900. Geschrieben von Eva Heckmann, Marie Freidel und Sophie Heckmann: „Hier bei einem lieblichen Glas …“. Die Girl-Group des Jahres 1900 grüßt mit der Karte Käthchen Fuhr. Deren Adresse: „Bei Karl Schuh in Grenzhof“. Grenzhof liegt zwischen Heidelberg und Mannheim-Friedrichsfeld.

Noch lange im 20. Jahrhundert war es üblich, Mädchen, nach Schulbesuch und Konfirmation, bis zu ihrer Verheiratung, „in Stellung“ zu schicken. Als Kindermädchen, Magd, Dienstmädchen, Verkäuferin arbeiteten sie auf großen Bauernhöfen oder bei wohlhabenden Familien in den umliegenden Städten. Eine Esserin weniger am elterlichen Tisch in Rothenberg. In überlieferten Dienstverträgen war die Entlohnung in Geld, Verpflegung, Unterkunft und Kleidung bis hin zum letzten Schuhnagel geregelt.

4.

Rothenberger Unterdorf von Norden. Postkarte, colorierte Lithografie, undatiert, Poststempel nicht lesbar. Wann könnte die Karte entstanden sein?

 

Genaues Hinsehen lohnt sich: Die Karte verrät ihr ungefähres Alter nämlich selbst und erzählt dabei einiges aus der Rothenberger Geschichte.

 

Die Briefmarken auf der Rückseite stammen aus dem Kaiserreich. Dreißig Pfennig berappte der Absender an die Reichspost;. Ganz schön happig in der Zeit vor 1918, in der 1 kg Brot für ca. 50 Pfennig gehandelt wurde.

 

Aus dem Vordergrund zieht sich das helle Bandder Straße ins Dorf. Der Schotterbelag sieht nicht nur aus wie neu, er ist auch relativ neu. Die Straße zwischen Beerfelden und Rothenberg wurde von 1901 bis 1904 gebaut. Der Wuchszustand der „Beem“ am Straßenrand – heute sagt man Straßenbegleitgrün – könnte mit etwa zehn Jahren nach der Pflanzung geschätzt werden. Das Pfarrhaus der evangelischen Landeskirche wurde 1908 errichtet. Damit ist der zeitliche Marker für die früheste Entstehung der Postkarte gesetzt: Nicht vor 1908. Den zweiten Marker liefert die Abbildung der Schule: Das Glockentürmchen. Seit dem Bau der Schule im Jahr 1870 gliederte Glockengebimmel den Schulalltag. 1916 musste die Schulglocke zur Einschmelzung als Material für die Kriegswaffenproduktion des 1. Weltkriegs abgegeben werden. Im gleichen Jahr war tagelang auf der Rothenberger Höhe der Kanonendonner von den 300 km entfernten Schlachtfeldern bei Verdun zu hören.

 

Das Türmchen selbst war nach 46 Jahren reparaturbedürftig und wurde nach der Ablieferung der Glocke kurzerhand  abgerissen.
Die Karte datiert also vor 1916.

3. 

Hirschhorner Straße, Mitte der 50er.

Der Fotograf hat das neue, 1954 eingeweihte Rothenberger Dorfgemeinschaftshaus, später Gemeindeverwaltung und Kindergarten, im Focus. Die uralte Baulücke zwischen Unter- und Oberdorf wird langsam geschlossen.
Rechts das Scholzehannese-Haus. Dahinter, in offenem Fachwerk, das Armen- oder Hirtenhaus, laut einer im Sockel eingemeißelten Bauurkunde 1776 erbaut. Gegenüber Stallungen und Scheunen des Anwesens Schwinn (Rechnersch). Das Heag-Türmchen steht noch nicht, der Blick ist frei auf den zwischenzeitlich abgerissenen Säustall der Familie Volk. Den heute längst bebauten Hang zieren noch die Masten der Stromversorgung. Die Gartenmauer links ist bis heute erhalten. Ein Geheimnis gibt die Fotografie nicht preis: Ist die Straße geteert oder nicht?

2.

Krämersbrunnen mit Blick auf das Haus Sauer (Sauerschneirersch) und die Anwesen Weinthäter und Beisel (Famgsäsersch). Die Treppe vor dem Haus führte in Wilhelmines Kolonialwarenladen.

Undatiert. Der geparkte PKW verweist in die 60er Jahre. Hinkel uff de Gass gehörten früher ins Ortsbild.

1.

Gasthäuser "Zum Adler", Bes. Wilhelm Schwinn und "Zum Hirsch", Bes.Peter Ludwig Hanst.

 

Genaues Hinsehen lohnt sich:

Zwischen der Gastronomie dampft die Bettwäsche des Feldschützen Wieder auf dem Geländer der Staffel vor seinem Haus. Die Ansichtskarte soll in den Jahren um 1910 gedruckt sein. Muss nicht stimmen:
Auf den Häusern befinden sich Dachständer. Entweder zur Elektrizitätsversorgung, die erst ab 1919 beginnt oder es ist eine Telefonleitung. Zwischen 1902 und 1904 wurden die ersten Fernsprechstellen, zunächst in Hainbrunn, dann in Rothenberg eingerichtet. Für die Fernsprechleitung spricht, dass das Haus des Feldschützen ohne Dachständer auskommt.

Bonus(s)

 

für die Besucher der Homepage:

 

Bilder, die im Blättel nicht veröffentlicht werden

1956

oder früher:

Das Postauto donnert in Richtung Rothenberg.

Das Nummernschild verrät, dass die Aufnahme 1956 oder früher entstanden ist.

1954

 

Ein paar Schippen noch, dann kann der Ministerpräsident (Georg August Zinn) zur Einweihung des neuen Dorfgemeinschafts-hauses kommen.

Undatiert:

 

Backofen des Anwesens Bartmann (Wipfrebauer) heute: Weiss, am Metzkeil

 

Undatiert:

 

Gasthaus
"Zur frischen Quelle"

Standort für Ansichtskartenmacher: Der Homerich

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